Kassenärztliche Vereinigung geht einen gefährlichen Weg

Zur angekündigten Einschränkung der bereitschaftsärztlichen Präsenzzeiten am Gesundheitszentrum Glantal in Meisenheim erklärt der SPD-Bundestagsabgeord­nete Dr. Joe Weingarten:

Mit Sorge habe ich eine Nachricht der Stadt Meisenheim über die geplanten Einschränkungen der Präsenzzeiten der Ärztlichen Bereitschaftsdienstpraxis im Gesundheitszentrum Glantal (GZG) in Meisenheim erhalten. Ab Anfang Februar 2021 soll die Praxis im Rahmen des sogenannten „Pilotprojektes“ der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) nur noch Mittwoch nachmittags, samstags und sonntags tagsüber besetzt sein. Ansonsten werden die betroffenen Bürgerinnen und Bürger auf die bundesweite Notfallnummer verwiesen.

Hier geht die Kassenärztliche Vereinigung einen gefährlichen Weg. Die Bereitschaftszentrale in Meisenheim versorgt nach Angaben der zuständigen Verbandsgemeinde Nahe-Glan 86 Ortsgemeinden der Region. Gemeinsam mit den bereits beschlossenen Reduzierungen und Schließungen in Rockenhausen und Kirn entsteht hier eine bei der Gesundheitsversorgung benachteiligte Region von tausenden von Bürgerinnen und Bürgern in den Kreisen Bad Kreuznach und Donnersbergkreis.

Das Argument der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), dass diese Schließungen notwendig wären, um die Arbeitszeiten der Ärzte zu reduzieren, halte ich für nicht stichhaltig. Es verschlechtert nur die Struktur der Versorgung, ohne Alternativen anzubieten. Und die weitere Begründung der KV, man müsse die Gesamtversorgung in Rheinland-Pfalz im Auge haben, geht an den Interessen und Sorgen der Bürgerinnen und Bürger vollkommen vorbei.

Ich habe deshalb in einem Schreiben an Gesundheitsministerin Bätzing-Lichtenthäler appelliert, in dieser Entwicklung gegen zu steuern und für eine Stärkung der regionalen Versorgung und der ärztlichen Präsenz in Meisenheim, in Kirn und in anderen betroffenen Orten der Region einzutreten. Die Corona-Pandemie zeigt die Bedeutung einer ausreichenden medizinischen Versorgung auf. Und sie macht deutlich, wie hoch die Sensibilisierung der Bevölkerung bei diesem Thema ist.

Letztlich müssen wir, wenn sich in den gegebenen Strukturen die Verschlechterung der Versorgung auf dem Land nicht aufhalten lässt, wohl umdenken: Wenn das privatwirtschaftliche Modell der zugelassenen Ärztinnen und Ärzte nicht mehr in der Lage ist, die Versorgung ausreichend zu gewährleisten, müssen wir über einen staatlichen Gesundheitsdienst nachdenken.